Der am meisten unterschätzte Erfolgsfaktor

Neulig hatte ich eine kleine Diskussion mit einem Finanzblogger. Es ging um das leidige Thema Dividendenstrategie vs. Wachstumsstrategie. Eines gleich vorweg: Beides ist besser als überhaupt nicht zu investieren.

Wie auch immer, beide rückten wir nicht von unserem Standpunkt ab. Das Hauptargument meines Gegenübers waren Studien und Berechnungen, die klar belegen sollen, dass der breite Aktienmarkt – also z.B. ein MSCIWorld ETF – Dividendenaktien immer schlägt. Und zwar auch, wenn man den Total Return betrachtet. Ein Investment in einen Welt-ETF würde ein Dividendenaktien-Portfolio also immer outperformen.

Nun, wie wir wissen, gibt es zu jeder Studie eine weitere Studie, die das Gegenteil beweist. Ich möchte hier aber nicht diese Aussage anzweifeln sondern vielmehr als Tatsache hinnehmen. Die Investition in den breiten Markt, ohne bewusste Berücksichtigung von Dividendenwerten, wäre für mich trotzdem keine Option. Und das aus folgendem Grund:

fehlende Motivation

Würde ich über Jahre, ja Dekaden hinweg, nur eine schwankende Gesamtperformance meines Portfolios zur Kenntnis nehmen können, hätte ich wohl kaum das nötige Durchhaltevermögen, um das Investieren in Aktien stur bis zum Tag X durchzuziehen.

Hinzu kommen die Momente, in denen der Wert des Depots deutlich fällt. Sei es nun aufgrund einer Rezession oder wegen saudämlicher Tweets von Mr. President himself. Ich bin mir nicht sicher, ob ich in solch einer Markphase die Nerven behalten würde. Zumal ich zu meinen Investments dann nicht wirklich einen Bezug hätte, weil ein ETF eben die Abbildung eines Index ist und nicht die Beteiligung an einzelnen Unternehmen.

Belohnung am laufenden Band: Dividenden

Als Einkommensinvestor erhalte ich monatlich Ausschüttungen von verschiedenen Unternehmen. Diese Dividenden investiere ich wiederum in weitere Dividendenzahler. Als unvermeidbare Folge, steigen meine Einnahmen durch Dividenden jedes Jahr, ja sogar jeden Monat (im Vergleich zum Vorjahr). Hier wird der Zinseszins greifbar.

Bei einem ETF-Investent muss ich davon ausgehen, dass die Unternehmen, welche keine Dividende zahlen, ihre Gewinne vollständig in die eigene Firma reinvestieren, um weiteres Wachstum zu erzeugen. Dies wäre dann ebenfalls ein Zinseszins-Effekt, allerdings für mich schwer zu fassen und sehr abstrakt.
Erschwerend kommt hinzu, dass die CEOs dieser Welt nicht immer ein glückliches Händchen haben, nicht immer die nötige Kompetenz besitzen und auch nicht ausnahmslos an das Unternehmen denken. Beispiele vom Scheitern gibt es zur Genüge. Doch das ist nur menschlich. Leider zeigen sich diese allzu menschlichen Schwächen dann unter anderem in überdimensionierten Firmenpalästen, überzogenen Managergehältern nebst Boni und weiteren unnötigen Ausgaben, die dem Unternehmen nicht dienen und dem Shareholder Value schon gar nicht.
Da entscheide ich doch lieber selbst, was ich mit meinem bescheidenen Anteil vom Unternehmensgewinn anstelle.

Fazit

Ich erfreue mich lieber an meinen stetig wachsenden Dividenden-Einkünften, als an einer im Zickzack empor krabbelnden Performancekurve eines ETF oder meinetwegen eines Portfolios aus Wachstumsaktien.
Alle Berechnungen, die mir versprechen, dass ich in 20 Jahren mal ein Vermögen haben werde, können mich nicht halb so gut auf dem Pfad des stetigen Investierens halten, wie dies Dividendeneinnahmen tun.

Und wenn ich am Ende dann mein Vermögen benötige, um meine Rente aufzubessern, muss ich nicht meinen Aktien-Schatz nach und nach abverkaufen, sondern kann stattdessen meine Dividenden nicht mehr reinvestieren sondern stattdessen verkonsumieren. Das Beste daran: Die Ausschüttungen werden auch ohne neue Aktienkäufe weiterhin wachsen.


Es handelt sich hierbei weder um die Aufforderung zum Kauf, noch zum Verkauf von Wertpapieren. Ich schildere hier lediglich meine Meinungen und Erfahrungen und mache keine Anlageberatung.
Der Handel mit Wertpapieren ist mit Risiken verbunden. Dies kann auch zum Totalverlust führen.
Bitte beachte hierzu meinen Disclaimer!

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2 Kommentare

  1. Hi Mike,

    scheint die klare Sachen zwischen Kopf und Bauch zu sein, oder!? Also… Selbst ich als eher-ETF-bevorzugender Finanzblogger kann es gut verstehen, wenn man auch woanders „sein Glück (ver)sucht“. Bei meiner Schnitzeljagd bin ich irgendwann auf das Thema Wohnungsbaugenossenschaften gekommen. Die zahlen echt gut Dividende – teils bis zu acht Prozent pro Jahr, auch heute noch. Ist aber schwer, da „Schätze“ zu heben. So hat jeder wohl so seine Dinge, in die er gern investiert. Das regelmäßige Einkommen von Dividenden durch die Div-Strategie kann ich gut nachvollziehen. Neulich berichtete mir einer davon, dass er sich 12 ETF gekauft hat, die alle in anderen Monaten ausschütten. Er will jetzt monatlich Erträge sehen. Auch ein Weg. 🙂

    VG
    Jens

  2. Hallo Jens,
    ich freue mich sehr über deinen Kommentar, denn es ist der erste, hier auf meinem noch jungen Blog.

    Ja, man sollte alle Herangehensweisen tolerieren, hauptsache es wird investiert. Trotzdem finde ich meine Strategie natürlich am allertollsten. 😉

    Es gibt auch Dividendenportfolios, die darauf abgestimmt sind, das an jedem Werktag mindestens eine Ausschüttung erfolgt. Das gehört meiner Ansicht aber eher in die Kategorie Spaß. Ein stetiger Cashflow kann sicherlich nützlich sein, bei diesem Beispiel wird das Augenmerk aber zu sehr darauf gerichtet.

    Viele Grüße
    Mike

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