In Dividenden-Aktien investieren, eine gute Idee?

„Aktien kaufen um eine Rendite zu erzielen? Viel zu riskant. Reines Glücksspiel für Spekulanten und Zocker.“
So oder so ähnlich könnte man die allgemeine Haltung der meisten Deutschen zum Thema Investitionen in Wertpapiere kurz beschreiben.

Es ist nicht lange her, da habe ich das genauso gesehen. Wenn man nicht tiefer in die Materie einsteigt, sondern nur die oberflächlichen News der verschiedenen Medien am Rande mitbekommt, dann kann schnell dieses Bild entstehen. Schlimmer noch: Weil solides Investieren in erfolgreiche Unternehmen an und für sich eine recht langweilige, unspektakuläre Angelegenheit ist, geht es auch in den meisten Beiträgen von Print-, Onlinemedien und Fernsehen vor allem um das Wetten auf steigende oder fallende Aktienkurse, weniger um die langfristige Investition in Unternehmen. In meinen Augen ist die Interpretation von Kursverläufen – gerne auch Charttechnik genannt – reine Kaffeesatzleserei. Warum die Kurse auf und ab gehen, dafür lassen sich im Nachhinein immer gute Gründe finden. Sie vorherzusagen, daran scheitert beinahe jeder.

Und dennoch bauen in vielen Ländern – außer in Deutschland – sehr viele Menschen ihre Altersvorsorge zu einem guten Teil auf Aktien auf. Es muss also einen solideren Weg geben, mit Aktien ein Vermögen aufzubauen, als mit Trading.

Mit einer langfristigen Buy-and-hold-Strategie hat man gute Chancen, von den durchschnittlich 7% Rendite am Aktienmarkt zu profitieren. Eine Ausprägung dieses Ansatzes ist das langfristige Investieren in Dividendenaktien. Aus den folgenden Gründen habe ich mich dafür entschieden.

Investieren mit geringem Risiko

„Waaas??? Aktienhandel und geringes Risiko? Das geht doch nicht zusammen.“ Gut, ich muss konkreter werden: Vergleichsweise risikoarm.

Im Gegensatz zur kurzfristigen Spekulation auf den nächsten Kurssprung nach Veröffentlichung der – wie man hört – überragenden Quartalszahlen, bügelt der langfristige Anlagehorizont den Großteil der Kurszappeleien glatt. Ja selbst Wirtschaftskrisen sind kaum noch im Kursverlauf auszumachen, wenn man den Zeitraum nur lang genug wählt.

Die Weltwirtschaft rappelt sich immer wieder auf und geht aus schwierigen Zeiten nicht selten gestärkt hervor. Jedes Unternehmen ist bestrebt, Gewinne zu erzielen, idealerweise jedes Jahr ein bisschen mehr, als im Jahr zuvor. Einigen Unternehmen gelingt dies bereits seit Dekaden. Und weil sie die Zeiten ihres größten Wachstums bereits hinter sich haben, geben sie den Aktionären einen Teil dieser Gewinne in Form von Dividenden zurück. An solchen Unternehmen möchte ich beteiligt sein.

Das ist aber langweilig, wird mancher sagen. Ich sage: „Genau das gefällt mir daran!“ Die Aufregung zwischen Verdoppelung und Halbierung meines Depots brauche ich nicht.

Rendite

Lohnt sich das? Für das schnelle Geld ist dieser Ansatz sicherlich nicht der richtige. Man braucht Geduld und Disziplin. Was man nicht gebrauchen kann, sind Nervosität – angesichts volatiler Aktienkurse – und überhöhte Erwartungen an die Rendite. Mit einer Mischung aus Dividenden-Aristokraten und Hochdividendenwerten erziele ich derzeit eine Dividendenrendite von ca. 6%. Die Ausschüttungen werden auf das Verrechnungskonto meines Brokers gebucht und zum Kauf weiterer Aktien genutzt.

Sicherlich finden sich unter diesen Aktien keine Kursraketen, die das Potential hätten, ihren Wert in relativ kurzer Zeit zu vervielfachen. Da ich schlicht und einfach nicht weiß, welche Aktien solche Kursfeuerwerke vor sich haben, hoffe ich lieber auf die mehr oder weniger verlässlichen Dividendenzahlungen.

Da ich die Ausschüttungen reinvestiere, kommt der Zinseszins zum Tragen. Je länger man diesem Sparplan treu bleibt, desto stärker macht sich die Kraft des Zinseszins bemerkbar.

Beispiel gefällig?
Wenn ich einen Depotwert von 10.000 Euro habe und eine durchschnittliche Dividendenrendite von 6%, dann werden nach 30 Jahren aus den 10.000 Euro 57.000 Euro, nur durch die Reinvestition der Ausschüttungen. Okay, es ist eine Milchmädchenrechnung, denn Transaktionskosten, Quellensteuer, Abgeltungssteuer und den Soli, habe ich nicht berücksichtigt, allerdings ebenso wenig wie Steuerfreibeträge, Aktienkurssteigerungen und Dividendenerhöhungen.

Zinseszins bei 6 Prozent Rendite
Zinseszins bei 6 Prozent Rendite

Motivation

Es gibt noch viele weitere Gründe, die für eine Investition in Dividendenwerte sprechen (sicherlich auch viele dagegen). Als letzten Punkt möchte ich aber das Thema Motivation erwähnen.

In meinem Depot finden sich recht viele Quartalsausschütter und auch einige Monatszahler. Das beschert mir Monat für Monat die Freude von Geldeingängen auf meinem Verrechnungskonto. Ich erfasse alle Bewegungen in Portfolio Performance, so auch die Dividendenzahlungen. Man erhält so eine schöne Übersicht und kann beobachten, wie die Einnahmen stetig wachsen. Für mich ist das ungeheuer motivierend. Es fällt mir leichter am Ball zu bleiben. Und letztlich bekomme ich eine regelmäßige Bestätigung, dass meine Strategie funktioniert.

Das waren meine Top 3 Gründe für Dividendenaktien. Egal für welche Anlagestrategie du dich entschieden hast, wenn sie funktioniert, zieh sie durch! Viel Erfolg.

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4 Kommentare

  1. Hallo Mike,
    sehr schöner blog, den ich leider erst jetzt entdeckt habe. Wir haben wohl auch einiges gemeinsam, unter anderem die Altersklasse und dass wir nicht mehr „ewig“ Zeit haben, um anzusparen. Logisch, dass das hohe Alter von 50 Lenzen mit einer sehr hohen Sparrate ausgeglichen werden muss, sonst wird das nix mehr mit der Altersversorgung aus Aktien. Andererseits haben wir – jedenfalls ich- auch schon Ansprüche auf Altersversorgung entweder aus der gesetzlichen oder wie in meinem Fall aus einem Versorgungswerk, so dass man nicht 100% seines Einkommens im Alter aus einem Aktiendepot generieren muss. Umso mehr sollten wir aber darauf achten, das ganze möglichst effizient zu gestalten. Und da kommt auch schon meine Kritik an deiner Strategie um die Ecke: Durch die Fixierung auf Dividendenaktien erhöhe ich meine Steuerlast unnötig. Letztlich muss die Dividende erwirtschaftet werden und Unternehmen, die Dividenden ausschütten erwirtschaften nicht automatisch mehr Gewinne. Eine Kurssteigerung („Buchgewinn“) muss ich erst versteuern, wenn ich die Aktie veräussere. Das macht über 10-15 Jahre einiges aus. Und das ist eben unser Anlagehorizont.
    Andererseits ist natürlich ein regelmäßiges, weitgehend aktienkursunabhängiges Einkommen aus Dividenden eine verlockende Vorstellung und hilft auch Durststrecken, die es ander Börse sicher wieder geben wird, zu überstehen. Ich für meinen Teil habe einen Mix aus Einzeltiteln (auch einige Altlasten) und ETF, wobei ich aktuell ausschließlich ETF bespare. Mein Dividendeneinkommen hat letztes Jahr erstmals die 1000 Euro netto im Jahr übersprungen, für das kommende Jahr erwarte ich etwa 1400 Euro. Ich werde sicher auch dieses Jahr den einen oder anderen Dividenden Einzeltitel erwerben, einfach um mich selbst zu belohnen. Der Großteil der Sparrate wird aber weiter in thesaurierende ETF mit breiter Diversifikation und niedrigen laufenden Kosten fließen.
    Aber insgesamt Glückwunsch zu Deinem blog, und letztlich muss jeder mit der eigenen Strategie glücklich und zufrieden sein, nur dann steht man auch Rückschläge durch.
    Beste Grüße aus dem Süden!

    Medicus

    1. Hallo Medicus,

      schön, dass du meinen Blog endlich gefunden hast. 😉

      Über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Anlagestrategien kann man natürlich ewig diskutieren. Wie du am Ende richtig schreibst, muss jeder selbst mit seiner Art zu Investieren klar kommen.

      Ich bin einfach nicht dafür gemacht, einem ETF jahrelang beim Wachsen zuzuschauen und mich auf die Mathematik des Zinseszins zu verlassen. Die Steigerung meiner Dividendeneinnahmen – Monat für Monat, Jahr für Jahr – ist für mich greifbarer und auch sehr motivierend. Dass ich darauf mehr Steuern zahlen muss, nehme ich bewusst in Kauf. Ein Aspekt, der mir bei der Dividendenstrategie auch gefällt: Jede Dividende mindert den potentiellen Totalverlust. Das geht soweit, dass man irgendwann keinen Verlust mehr machen kann. Es ist nur eine Frage der Zeit.

      So sehe ich es. Ich verstehe aber auch, dass es andere Meinungen und Herangehensweisen gibt und dass diese auch ihre Berechtigung haben.

      Viele Grüße
      Mike

  2. Hallo Mike,

    vielen Dank für das Teilen Deiner Gedanken und Erkenntnisse. Klasse Arbeit.

    Ich bin jetzt Mitte 50 und beschäftige mich (leider) erst seit zwei Monaten mit Aktien.
    Meine Rente wird nämlich nicht so rosig aussehen, denn ich habe erst mit 40 begonnen so richtig in die Rentenkasse zu zahlen, weil ich davor so ein „Hippi-Flippi-Leben“, wie es mein Vater gerne nannte, geführt hatte. Das heißt, ich war die meiste Zeit als DJ in Europa unterwegs und berufsmäßig kaum richtig fest im Sattel. Hatte aber auch auf staatliche Zuwendungen verzichtet. Mir ist natürlich klar, dass ich keinen Grund habe jetzt rumzujammern. Ich bereue aber auch nichts.

    Nun muss ich allerdings schauen, wie ich im Rentenalter mit meinem Geld klar komme. Da ich jetzt für meine Verhältnisse sehr gut verdiene, sehe ich die (vielleicht für mich letzte) Chance, mit Aktien, bzw. deren möglichen Dividendenausschüttungen, mein „Rententaschengeld“ etwas aufzubessern.

    Über Deine Blogseite bin ich gestolpert, weil ich mich für Gladstone Commercial interessiert habe. Vielen Dank auch hier, dass Du mich für diesen Titel bestärkt hast.
    Jetzt werde ich ganz sicher nach und nach viele Deiner Beiträge lesen, denn ich verfolge eine ähnliche Anlagestrategie wie Du.
    Das von Dir empfohlene Programm „Portfolio Performance“ finde ich auch äußerst interessant. Das habe ich mir gleich mal installiert – danke für den Tipp!

    Ich wünsche Dir alles Gute. Deine Seite ist großartig.

    Schöne Grüße
    Andre

    1. Hallo André,

      es freut mich sehr, dass mein Blog ein paar nützliche Informationen für dich bereithält.

      Ich denke, auch als Ü50er ist es noch nicht zu spät, die Rentenlücke mit soliden Investments ein wenig aufzufüllen. Das gleiche Ziel verfolge ich ja auch und mit Ende 40 habe ich auch nicht mehr so viel Zeit.

      Anfangs habe ich stark auf Aktien abgezielt, die hohe Dividenden ausschütten. Hier gibt es ja einige Branchen und Unternehmensformen, die dafür prädestiniert sind (z.B. REITs, BDCs, Tabak- und Öl-Firmen). Das war auch gut so, denn so kam schnell zusätzliches Geld rein, welches wiederum in Dividendenaktien investiert werden konnte (Compounding bzw. Zinseszins).

      Da ich mit meinen Dividendenerträgen inzwischen schon ganz zufrieden bin, mische ich mehr und mehr DividendGrowth-Aktien ins Depot. Diese liefern anfangs zwar nicht so viel Dividendeneinnahmen, versprechen aber stetig steigende Dividenden. Die Frage ist hier jedoch immer, ob das jeweilige Geschäftsmodell wirklich so solide und zukunftssicher ist, dass die Dividendensteigerungen wirklich für immer fortgesetzt werden können.

      Auf jeden Fall bin ich für jeden Hunderter dankbar, der meine magere Rente aufbessern wird.

      Viele Grüße
      Mike

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