Eines Tages möchte ich zu einem Punkt kommen, an dem ich meine laufenden Lebenshaltungskosten allein durch passive Einnahmen decken kann. Leider ist mir schon jetzt – am Anfang meiner Reise – bewusst, dass ich einige grundsätzliche Fehler mache, die mein Ziel in weitere Ferne rücken. Welche Fehler dies sind und welche Konsequenzen ich daraus ziehe – oder eben nicht ziehe – erkläre ich in diesem Artikel.
grundsätzliche F.I.R.E. Regeln
Ich habe keinesfalls ein F.I.R.E.-Handbuch studiert – falls es sowas überhaupt gibt, dennoch habe ich eine Vorstellung davon, was im Grunde notwendig ist, um in möglichst kurzer Zeit die finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen.
1. Sparsamkeit
Wenn du finanziell frei werden willst, ist Sparsamkeit eine unverzichtbare Zutat. Geld zu sparen, ermöglicht es dir zu investieren. Ein sparsamer Lebensstil führt schließlich auch dazu, dass deine Lebenshaltungskosten niedrig bleiben. So ist das zu erreichende passive Einkommen nicht unerreichbar hoch.
2. Investieren
Alle Sparsamkeit wird dir nichts nützen, wenn du das gesparte Geld unter deiner Matratze hortest. Du musst dein Geld für dich arbeiten lassen. Das erreichst du durch Investitionen, welche dir passive Einkommensströme generieren.
3. Einkommen steigern
Bis du das Ziel der finanziellen Freiheit erreicht hast, wirst du wohl oder übel für dein Geld arbeiten müssen. Je erfolgreicher du in deinem Job oder in deiner Selbstständigkeit bist, desto mehr Geld wirst du auch verdienen, was dich in die Lage versetzt, größere Geldbeträge zu investieren.
Das waren – zur groben Übersicht – die drei Grundpfeiler für den erfolgreichen Weg zu F.I.R.E. (financial independence retire early). In welcher Reihenfolge du diese Punkte priorisierst, bleibt dir selbst überlassen. Sicherlich kann man hier noch vieles ergänzen aber darum soll es in diesem Artikel nicht gehen.
Ich mache verdammt viel falsch!
Beim Aufschreiben dieser 3 Punkte wird mir nochmals klar, wie viel ich tatsächlich falsch mache. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll – ich versuche es trotzdem.
Eigenheim auf Pump in der Pampa
Gerald Hörhahn erwähnt es ständig, das Eigenheim in der Pampa, welches auch noch viele Jahre lang abgezahlt werden muss. Die simple Rechnung dahinter ergibt, dass eine gemietete Immobilie günstiger ist, wenn man das gesparte Geld entsprechend rentierlich investiert – z.B. in Aktien.
Als wir unser Eigenheim in ländlicher Lage kauften, machten wir uns noch keine Gedanken über solche Dinge. Meine Frau und ich wollten uns einfach nur den Wunsch der eigenen vier Wände erfüllen, so wie Millionen andere Deutsche auch.
Würde ich mich heute anders entscheiden? Ein ganz klares: Nein! Das Haus bringt uns eine unbezahlbare Steigerung der Lebensqualität, auf die wir nicht mehr verzichten möchten. Auch war der Kaufpreis verhältnismäßig niedrig, weil eine gründliche Sanierung notwendig war. Vieles machen wir in Eigenleistung, das spart zwar Handwerkerkosten, bindet aber auch viel Zeit. Mit einem schlüsselfertigen Haus, hätten wir mehr Zeit für andere Dinge – z.B. sich um weitere Einkommensströme zu kümmern – das Haus wäre aber auch wesentlich teurer geworden.
Ein weiterer Nachteil scheint auf der Hand zu liegen: Die ländliche Lage verspricht nicht unbedingt große Wertsteigerungen. Solange ich nicht mehr in das Haus hineinstecke, als es Wert ist, ist mir das egal. Ich habe so oder so nicht vor, die Immobilie zu verkaufen – genauso wenig, wie ich meine Aktien verkaufen will. Der Aspekt der Wertsteigerung käme nur im Falle einer Scheidung zum Tragen. Und das ist auch die perfekte Überleitung zu meinem nächsten finanziellen Fehler.
Verheiratet ohne Ehevertrag
Um Gottes Willen, wie kann man nur. Als finanziell gebildeter Mensch eine Ehe schließen, ohne jegliche vertragliche Regelung? Ja, ich bin einer von diesen hoffnungslos romantischen bzw. naiven Zeitgenossen. Ich möchte mit meiner Frau zusammen alt werden. Und ich lebe in dem Vertrauen, dass Sie ihr Leben lang dasselbe will.
Sollte dieser rosarote Traum vom Eheleben – bis das der Tod uns scheidet – am Ende nicht aufgehen, dann wird mir von allem nur noch die Hälfte gehören (wenn ich Glück habe). Ich glaube, mein Leben wird dann so oder so ein ganz anderes sein. Ob finanzielle Belange dann an erster Stelle stehen, wer weiß. Auf jeden Fall braucht einer allein ja auch weniger als zwei. Mit einem gründlichen Neustart, inklusive Neuausrichtung von Lebensansprüchen, ließe sich alles regeln. Evtl. würde es den Weg, hin zu F.I.R.E. – sogar beschleunigen.
Der finanzielle Selbstmord: Kinder
Als aufmerksamer Leser hast du es sicher bereits geahnt. Den finanziellen Fehler, Kinder in die Welt zu setzen, haben wir auch noch gemacht.
Wenn man es wirklich ganz objektiv betrachtet, sind Kinder reine Geldvernichtungsmaschinen. Aus einer rein egoistischen Perspektive gibt es keinen mir bekannten Grund, den eigenen Nachwuchs aufzuziehen. Wie teuer es in Deutschland ist, ein Kind bis zum 18. Lebensjahr groß zu ziehen, darüber gibt es verschiedene Studien und Statistiken. Die Durchschnittswerte liegen zwischen 130.000 und 150.000 Euro pro Kind.
Trotzdem wünschen sich die meisten Paare, ein oder mehrere Kinder zu bekommen. Eine Familie zu gründen, ist eben ein natürlicher, instinktiver Wunsch, bei dem monetäre Überlegungen kaum eine Rolle spielen. Und das ist auch gut so. Würden die Menschen rational über die Fortpflanzung nachdenken, wären wir bald ausgestorben.
Einsichten und Uneinsichtigkeit
Neben diesen drei kapitalen Fehlern, mache ich auch noch viele kleine weitere, dessen bin ich mir vollkommen bewusst. Mit Blick auf meine eigene Lebenssituation, kann ich nur annehmen, dass die meisten F.I.R.E.-Ratschläge von Singles stammen. Oft wird ein frugalistischer Lebensstil als unerlässlich erklärt, weil man dadurch nicht nur Geld spart, sondern auch sooo viel Freiraum gewinnt. Wenn ich mir so ein 20-Quadratmeter-Appartement – mit einem Bett, einem Stuhl und einem Tisch – vorstelle, denke ich eher an Tristesse als an Freiraum.
Das Ziel der finanziellen Freiheit sollte dich nicht davon abhalten, das Leben auch heute schon zu genießen. Was dabei wichtig ist und was nicht, das können andere dir nicht vorgeben. Du musst es selbst herausfinden. Solange du nicht über deinen Verhältnissen lebst und einen Teil deines Einkommens in den Vermögensaufbau investierst, kommst du der finanziellen Unabhängigkeit jeden Tag ein Stückchen näher.
Wenn du – wie ich – auch nicht übertrieben sparsam (nichts anderes ist Frugalismus in meinen Augen) leben möchtest, muss dir allerdings klar sein, dass du diesen „finanziellen Fehler“ wieder ausgleichen musst, denn ansonsten gerät dein Plan in Schieflage. Wer also nicht erst mit 102 Lebensjahren genügend Vermögen angesammelt haben will, der muss sein Einkommen entsprechend erhöhen. Schöner Nebeneffekt: Auch wenn die Sparquote gleich bleibt, so steigt doch der Sparbetrag, bei einem steigenden Einkommen.
Mir ist inzwischen klar geworden, dass ich mit meinem aktuellen Sparbetrag und der zu erwartenden Rendite, erst in 30 Jahren ohne ein weiteres Einkommen leben könnte. Was meine Dividendenaktien allein betrifft, werde ich die finanzielle Unabhängigkeit also nicht in absehbarer Zeit erreichen können. Daher ist es wichtig, auch andere passive Einkommensströme aufzubauen, wie z.B. durch Mieteinnahmen.
Ich finde Punkt 3 Einkommen ist mit ABSTAND der größte Hebel von allen…
Der muss priorisiert werden. Ich würde mich nicht stundenlang mit Aktienanalysen beschäftigen und jeden Penny 3x umdrehen wenn ich nicht mind eine mittlere vierstellige Summe jeden Monat anlegen kann – Stichwort Humankapital
Ein schöner und erfrischender Artikel inmitten vieler Finanzblogs, wo es nur um Zahlen, Zahlen und nochmal Zahlen geht. Lanfristige Rendite und verantwortungsvolles Sparen sind zwar wichtig – man sollte dabei trotzdem nicht vergessen, auch das Hier und Jetzt massvoll zu geniessen! Danke für deinen ehrlichen Einblick!
Hallo Finanzbär,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Da gebe ich dir Recht. In meinen abschließenden Sätzen, kann man gut rauslesen, dass ich das grundsätzlich auch so sehe.
Ein mittlerer vierstelliger Betrag ist natürlich schon ein stattliches Sümmchen. Soweit bin ich leider noch nicht. Das setzt ein ordentliches Einkommen voraus. Viele, die über ein solches Einkommen verfügen, machen dann aber auch den Fehler der Lifestileinflation. Schade um das ganze Geld.
Viele Grüße
Mike
Hallo!
Wunderschön geschrieben. Mir geht es genauso wie Dir, dass ich mir bei vielen (aber nicht allen) der FIRE-Tipps denke, dass die wohl nur von Singles stammen können. Das soll keine Wertung sein, aber ich vermute, da wird es mit der Zeit auch noch Anpassungen geben.
Als Buddhist verfolge ich, auch im Alltag, lieber einen Mittelweg zwischen den Extremen. Es geht ja darum, gut und glücklich zu leben und das darf ich nicht ausschließlich auf eine mögliche Zukunft verschieben, sondern muss damit hier und jetzt anfangen. Uns gelingt es ebenfalls, trotz (bescheidenem) Eigenheim, Ehe ohne Ehevertrag und eigener Geldvernichtungsmaschine, monatlich einen substanziellen Teil unseres Einkommens zu investieren.
Das ist natürlich dem glücklichen Umstand geschuldet, dass wir beide Jobs haben und wohl natürlich frugal sind, also keine unnötigen Luxus benötigen. Ein extremes Spardiktat wäre aber auch nichts für uns.
Gruß, Rolf
Hallo Rolf,
vielen Dank für deinen Kommentar und das motivierende Lob.
Sicherlich führt der radikale, kompromisslose Ansatz am schnellsten zum Ziel. Fragt sich nur, ob die Opfer dann nicht zu groß sind. Ich glaube auch, dass sich so manche Überzeugung im Laufe des Lebens ändert, wenn erstmal ein Partner und evtl. Nachwuchs ins Spiel kommen. Daher sehe ich es auch so wie du: Ein gesunder Mittelweg ist sicher nicht die schlechteste Idee.
Viele Grüße
Mike
Hallo Mike,
sehr schön aufgestellte Einsichtungen zu dem Thema.
Sehr interessant auch der Punkt mit den Kindern.. unglaublich was so ein Kind kostet.. für mich definitiv der größte Fehler.
Der Text motiviert jedoch bei dem Thema Investieren dranzubleiben!
Sich eine gute Aktienstrategie aussuchen und die Regen beachten! Dann wird die finanzielle Freiheit nur eine Frage der Zeit sein:)
Grüße
Alexander (der-aktien-ratgeber)
Hallo Alexander,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Falls meine Sprösslinge das hier eines Tages lesen sollten, muss ich erwähnen, dass ich meine Kinder auf keinen Fall für einen Fehler in meiner Lebensplanung halte. 😉
Aber wenn man es aus rein finanzieller Sicht betrachtet, bleibe ich dabei: Ein Desaster!
Ich hoffe für mich und alle anderen Eltern, dass wir es trotz der Aufzucht unserer Nachkommen schaffen werden, und nicht in Altersarmut zu enden. Man muss sich halt noch ein wenig mehr anstrengen, dann wird das schon.
Viele Grüße
Mike
Hi Mike,
bin so auch an dem Punkt wo du ungefähr bist, nur 25 Jahre jünger. Habe aber auch schon früh mit der Familiengründung angefangen im Studium quasi.
Würde ich nicht per se so unterschreiben, dass Kinder ein großes Kapital-Desaster sind. Man ganz früh schauen wo man die Zuschüsse für Kinder investiert.
Direkt mit Zahlung des ersten Kindergeldes habe ich Sparpläne angelegt. Dann gibts auch immer Geschenke zu Geburtstagen/Weihnachten usw usw. Da kann man die Schenkenden auch immer bitten eher Geld zu schenken. Da häuft sich bis ins Erwachsenenalter mächtig was an, wenn man früh genug daran denkt und es auch konsequent durchzieht (Stichwort Dauerauftrag).
Und ja, es wurde schon angesprochen. Humankapital. Das muss natürlich stimmen. Werde wohl auch bis mindestens 64 jeden Monat 600€ investieren, damit sich das neben dem gesetzlichen Rentenanspruch auch so gut leben lässt.
Hallo Robert,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Als erstes muss ich dir gratulieren, dass du – in deinen verhältnismäßig jungen Jahren – bereits erkannt hast, dass man sich um den Vermögensaufbau kümmern sollte. Vielen fehlt in diesem Alter das Interesse, die Reife oder was auch immer. Bei mir kam die Erkenntnis leider auch recht spät.
Ansonsten glaube ich nicht, dass man allein mit dem Kindergeld die eigenen Kinder versorgen kann und dann noch etwas zum Investieren übrig bleibt. Das Kindergeld ist ein netter Zuschuss, reicht aber eigentlich nicht aus, um die Kosten zu decken.
Viele Grüße
Mike
Hi Mike,
danke für deine Antwort.
Klar, ich habe das auch zu pauschal ausgedrückt. Es kommt natürlich auf viele Bedingungen an.
Ich habe zum Glück keinen Hauskredit und lebe in Stadtlage wo alles mit dem Rad zu erledigen ist. Die wechselnden Bedürfnisse werden über ebay kleinanzeigen erledigt oder die Verwandtschaft schenkt dazu. Bei den Überkapazitäten unseres Systems ist alles quasi wie neu.
Mit einem Hauskauf/Eigenheim hat man natürlich viele laufende Verbindlichkeiten. Ich ziehe Miete noch vor,- was sich wohl auch nicht ändern wird, weil die Häuser in Stadtlagen unverhältnismäßig teuer geworden sind und Wohnungen entsprechend auch. Und aufs Land würde ich berufsbedingt nicht ziehen wollen.
Ich habe so früh angefangen, weil ich oft die Geschichten der Kriegsgeneration noch gehört habe und eben deren Lebenswege aus der Hand in den Mund oft in große Vermögen endeten. Natürlich auch durch die Wirtschaftswunderzeit begünstigt. Das hat mir aber gezeigt worauf es ankommt.
Dagegen ist das reinwachsen in das System gerade ein absolute Wohltat. Subventionen im Gießkannenprinzip wo man nur hinschaut. Nur die Abgabenlast könnte natürlich geringer sein ;-).
Und unterschätze nie den Vorteil von Kindern in der Hinsicht, dass du ständig dazulernst, wenn du dich mit ihnen beschäftigst und auch eine viel größere Motivation hast das Leben zu gestalten und zu optimieren. Viele meiner Altersgruppen sind sehr träge aufgrund der fehlenden Verpflichtungen im Leben. Zwei von dreien haben keine Kinder und noch nicht mal eine Partnerin. Da ist es schon sehr müßig Kontakte aufrecht zu erhalten.
Insofern, auch da kannst du deinen Kindern viel mitgeben. Progressivität wird immer belohnt.
Beste Grüße!
Hallo Robert,
ich habe hier in den Kommentaren ja schon versucht, die Kurve zu kriegen, was meine Einstellung zu Kindern betrifft. Mir ist klar, dass mein Artikel nicht gerade einen Kinder-freundlichen Eindruck hinterlässt. 🙂
Hier sollte es ja um den finanziellen Aspekt gehen, da sehe ich Kinder nach wie vor als Nachteil an. Ansonsten gebe ich dir recht. Ohne meine Kinder wüsste ich bei vielen Dingen nicht, wofür ich das eigentlich alles mache. Eine Familie ist in meinen Augen schon eine unheimlich sinnstiftende und erfüllende Sache. Dabei will ich aber auch nicht verschweigen, dass mir als Single das eine oder andere graue Haar erspart geblieben wäre. Und wenn wir schon dabei sind, meiner Lebenserwartung waren die diversen Aufreger und Sorgen sicherlich auch nicht zuträglich. Und da kommen ja noch einige Schwierigkeiten auf mich zu. Ich sag nur: Teenies!
Viele Grüße
Mike
Hallo Mike
auch von mir Danke für diesen Artikel; ich habe dann wohl ebenso alle Fehler gemacht, die Du anführst;
allerdings wird der negative Saldo schnell mal positiv, wenn man nicht jung, stark und gesund ist, sondern mit fortschreitendem Alter gut emotionale Hilfe und Heimat brauchen kann. Zudem leben Verheiratete nachgewiesenermaßen länger (zumindest die Männer) und zu sehen, wie Kinder erwachsen werden, wollen Eltern meist nicht missen. Die paar grauen Haare mehr fallen im Normalfall nicht auf 🙂
Trotzdem solle man sich auf jeden Fall damit befassen, wie man sein Leben auch finanziell so gestalten kann, dass die eigene Handlungsfähigkeit immer gegeben ist; wer spart kann in die Zukunft investieren, ansonsten finanzierst Du immer nur die Gegenwart. Daher sollte man diesen Weg auch beschreiten, selbst wenn Frau und Kinder und Eigenheim den Weg pflastern.
Viel Erfolg, Erhard
Hallo Erhard,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Im Grunde sehe ich es ja auch so. In meinem Artikel habe ich aber nur die finanziellen Aspekte betrachtet.
Ich fände es eher traurig, wenn ich mit einem fetten Depot, dafür aber ohne Familie und Haus mein Dasein fristen müsste.
Eine gute Balance aus Lebensqualität und Vermögensaufbau ist sicher erstrebenswerter, als sich nur einem von beiden zu widmen.
Viele Grüße
Mike
Moin moin mein Lieber,
hast einen netten Artikel verfasst.
Ich habe ihn mit großem Interesse gelesen, Danke und bis bald mal wieder 🙂
Hallo Mario,
schön, dass er dir gefallen hat.
Seit Corona gibt’s hier ja leider nur noch wenig zu lesen. Meine Aufmerksamkeit wird derzeit an anderer Stelle benötigt.
Wer weiß, vielleicht kommen bald wieder bessere Zeiten. Immer zuversichtlich bleiben!
Viele Grüße
Mike
Eines vorweg: Der Kommentar klingt zwar vielleicht etwas negativ, ist aber
Richtig und wichtig sind tatsächlich die drei Dinge Verdienen, Sparen und Investieren. Wenn alle drei ordentlich funktionieren, hat man finanziell alles richtig eingestellt.
Auch ich bin nicht der allergrößte Sparer und würde aus Sicht eines Minimalisten als rießiger Geldverschwender gelten. Dennoch tun mir unnötige Ausgaben weh und habe daher trotzdem eine passable Sparquote (~50%). Ordentliche Budgetierung und das dann möglichst in sinnvolle und funktionale Dinge verkonsumieren ist mein Mittelweg in dem Bereich.
In der Kombination aus Artikel und Kommentaren scheinst Du jedenfalls der Ansicht zu sein, dass man auf etwas verzichten müsste, wenn man auf die von Dir angesprochenen „Fehler“ (Haus, Heirat) verzichten würde.
„Ich glaube, mein Leben wird dann so oder so ein ganz anderes sein. Ob finanzielle Belange dann an erster Stelle stehen, wer weiß. Auf jeden Fall braucht einer allein ja auch weniger als zwei. Mit einem gründlichen Neustart, inklusive Neuausrichtung von Lebensansprüchen, ließe sich alles regeln. Evtl. würde es den Weg, hin zu F.I.R.E. – sogar beschleunigen.“
An diese Stelle kämst Du im Fall einer negativen Entwicklung einer Partnerschaft/Ehe. Aber ganz ehrlich: Das ist schon wahnsinnig naiv. Es ist heute leider eher die Regel als die Ausnahme, dass Mann man sich nach einer Scheidung eher am Pfändungsfreibetrag oder darunter orientieren kann. Das soll eine finanzielle Unabhängigkeit beschleunigen? Was sich beschleunigt ist dann eine Scheiß-egal-Haltung, weil man im Leben eh nichts mehr gewinnen kann, aber Unabhängigkeit ist genau das Gegenteil davon.
Partnerschaft/Ehe läuft (dauerhaft) gut: alles ist wunderbar; endet sie unerwartet aber fair: Glück gehabt; endet sie aber wie die meisten Fälle: Arschkarte, finanzielle Perspektiven dahin. Die Statistik spricht heute leider einer eher düstere Sprache. Der „Fehler“ ist also nicht unbedingt „Verheiratet ohne Ehevertrag“, sondern „Verheiratet“, denn der Ehevertrag ist im Zweifel so viel wert wie eine Billion Mark anno 1923: Anzünder fürs Feuer. Heirat ist letztlich eine äußerst riskante Wette darauf die Statistik zu schlagen. Dagegen sind Kosten für Kinder wenigstens halbwegs kalkulierbar – jedenfalls wenn keine Sondersituationen wie Behinderungen etc. dazu kommen – und können Teil eines soliden Haushaltsplans sein.
„Oft wird ein frugalistischer Lebensstil als unerlässlich erklärt [..] ein 20-Quadratmeter-Appartement – mit einem Bett, einem Stuhl und einem Tisch [..]“ bzw. „[..] der muss sein Einkommen entsprechend erhöhen. Schöner Nebeneffekt: Auch wenn die Sparquote gleich bleibt, so steigt doch der Sparbetrag, bei einem steigenden Einkommen.“
Auch bei mir würde eine übertriebene minimalistische Lebensweise einfach nicht passen. Dennoch erkenne ich die Macht einer hohen Sparquote an. Was nützt Dir ein steigender Sparbetrag, wenn die Sparquote gleich bleibt? Bezüglich der zeitlichen Komponente absolut gar nichts, denn der Konsumbetrag und damit das notwendige Zielvermögen wächst bei dieser (wieder etwas naiven) Ansicht automatisch mit. Das Einzige was die Zeit wesentlich verkürzen kann ist die Erhöhung der Sparquote. Eine wesentliche Stellschraube dafür ist die Erhöhung der Einnahmen, doch eine Erhöhung der Einnahmen unter Beibehaltung der Sparquote ist verschenktes Pulver (mehr „Stress“, weniger Alltagszeit, nichts dafür gewonnen).
„Daher ist es wichtig, auch andere passive Einkommensströme aufzubauen, wie z.B. durch Mieteinnahmen.“
Mieteinnahmen sind passiv? Auch das klingt sehr naiv. Ich kenne genügend Fälle von Vermietern, die sich damit eher an einen Zeitfresser gebunden haben und spätestens unter Berücksichtigung irgendeines fiktiven Stundensatzes („wie viel ist mir meine Freizeit wert?“) mit negativen Renditen arbeiten würden. Mietverhältnisse bei denen man über 30 Jahre höchstens einmal im Jahr eine Nebenkostenabrechnung sowie eine Anlage in der Steuererklärung machen muss sind vermutlich ähnlich rar gesäht wie eine fair verlaufende Scheidung: Möglich aber im Durchschnitt nicht realistisch.
„Ich fände es eher traurig, wenn ich mit einem fetten Depot, dafür aber ohne Familie und Haus mein Dasein fristen müsste.“
Wenn meine beschriebenen Einwände bei Dir nicht zutreffen finde ich das wunderbar. Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass eine funktionierende Ehe/Familiensituation bis ans Lebensende hält und außer ein paar grauen Haaren keine finanziellen oder anderweitigen Konsequenzen daraus entstehen. Wenn das bis zum Lebensende so bleibt, hast Du tatsächlich das große Los gezogen und per Saldo mehr Positives aus den Entscheidungen pro Ehe/Haus/Kinder geholt.
Es geht aber auch ganz schnell ganz anders. Was mit zunächst kleinen aber schon nervenaufreibenden Streitigkeiten anfangen kann, könnte schnell zu unschönen zeit-, geld- und nervenzehrenden Situationen führen und in einer nicht nur finanziellen Perspektivlosigkeit enden. Es ist eine Wette dass dies nicht passiert, aber die statistischen Chancen „der Bank“ sind leider viel zu hoch.
Warum sollte man ohne das also etwas fristen müssen? Ich bin weder zeitlich an Ehe/Kinder gebunden noch örtlich an ein Haus. Sicherlich verpasse ich ein paar schöne Momente aber ich erspare mir auch einige nicht so schöne Momente. Jedes Mal wenn ich darüber nachdenke überwiegt bei mir zudem die Gelassenheit obige Wette nicht eingehen zu müssen. Das hat etwas enorm Befreiendes. Wenn man diese Entscheidung trifft ist man nicht an ein tristes Leben gebunden, denn man hat weiterhin so ziemlich jede Entscheidungsfreiheit die man möchte. Für mich die perfekte Lösung.
Für Dich mag eine andere Lösung richtiger sein. Sinn und Zweck des Kommentars war es aber etwas die Perspektive zu öffnen und gerade die Verallgemeinerung des letzten Kommentars zu entkräften.
Hallo Finanzheini,
vielen Dank für deine Sicht der Dinge.
Es macht auf mich den Eindruck, dass du selbst, oder die Menschen in deinem Umfeld, schon negative Erfahrungen gemacht hast; besonders in Sachen Partnerschaft. Glücklicherweise ist es mir noch nicht so ergangen. Allerdings kenne ich in der Bekanntschaft und Verwandschaft genügend Beispiele für einen Bankrott durch Scheidung.
Meine Naivität bewahre ich mir trotzdem. Wenn ich davon ausgehen würde, dass meine Ehe sowieso nicht hält, dann würde ich eine selbst erfüllende Prophezeiung ja geradezu heraufbeschwören. Vertrauen ist ein wichtiger Baustein für eine funktionierende Beziehung.
Natürlich ist mir bei aller Romantik bewusst, dass es dennoch auseinander gehen kann. Anschließend würde ich wohl nur noch mit der Hälfte des Vermögens dastehen und dürfte dafür dann fleißig Unterhalt zahlen. Trotzdem bin ich mir sicher, dass ich auch aus dieser Situation das beste machen würde. Aber ich gebe dir Recht, die Annahme, dann erst recht finanziell frei zu werden, ist vielleicht etwas zu optimistisch.
Grundsätzlich betrachte ich die Dinge natürlich aus meiner Lebenssituation heraus. Nur weil ich hier ein paar Zahlen meines Dividendendepots veröffentliche, kennst du noch nicht meine aktuelle finanzielle Situation. Was ich also für möglich halte, muss noch lange nicht für alle anderen gelten. Naiv wäre es daher nur, wenn ich sagen würde, dass meine Prognosen für jeden zutreffen würden. Der Artikel hat die Überschrift: „Meine größten Fehler auf dem Weg zur finanziellen Unabhängigkeit“, die Betonung liegt auf „meine“.
Als letzten Punkt möchte ich noch erwähnen, dass Optimismus ein sehr wichtiger Faktor für den langfristigen Erfolg ist. Ich werde mir diesen also bewahren.
Viele Grüße
Mike